Herpetologie - OVfN

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Herpetologie

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Die
Herpetologie ist ein Teilgebiet der Zoologie. Es ist die Lehre und Kunde von den beiden Wirbeltierklassen der Amphibien (Lurche = Frösche, Kröten, Unken) und Reptilien (Kriechtiere = Eidechsen, Schlangen, Krokodile, Schildkröten). Die Herpetologie umfasst die Erforschung ihres Körperbaues (Morphologie und Anatomie), ihrer Lebensvorgänge und Verhaltensweisen (Physiologie und Ethologie), ihres Entwicklungs- und Vererbungsmodus (Embryologie und Genetik), ihrer Stammesgeschichte, Verwandtschaftsbeziehungen und Klassifizierung (Paläontologie, Phylogenie und Taxonomie) und ihrer Verbreitung, Ausbreitungsgeschichte und Umweltbeziehungen (Faunistik, Zoogeographie und Ökologie).


Rolf Weyh:  Herpetologie

Die Herpetologie (gebildet aus den griechischen Begriffen ἑρπετόν herpeton = kriechendes Tier und λόγος lógos = Wort oder Lehre) als Teilgebiet der Zoologie (ζῷον zóon = Tier oder lebendes Wesen) befasst sich mit der Erforschung des Körperbaus, der Lebensfunktionen und Lebensweisen der Tierklassen Lurche (Amphibien) und Kriechtiere (Reptilien). Auch die Verbreitung, Anpassung an die Lebensräume, Entwicklungs- und Stammesgeschichte dieser Tiere sind wichtige Forschungsbereiche der Herpetologie. Beide Tierklassen sind „wechselwarm", d. h., ihre Körpertemperatur ist von der Umgebungstemperatur abhängig. Da alle Lebensprozesse wärmeabhängig sind, liegen die Hauptverbreitungsgebiete wechselwarmer Tiere in den warm gemäßigten bis tropischen Breiten. So sind aus ganz Europa 89 Amphibienarten und 182 Reptilienarten bekannt, in Hessen kommen lediglich 18 Amphibienarten und 11 Reptilienarten vor.
Noch weit geringer ist die Zahl der im Umfeld der Stadt Offenbach vorkommenden Arten. Die Lebensraumansprüche mancher Arten konnten in unserem Gebiet nie befriedigt werden, und die Lebensräume der bei uns ehemals noch heimischen Arten wurden durch Bebauung, Zunahme der Verkehrsdichte, Beseitigung von Feuchtgebieten und Kleingewässern und Verbuschung ehemals offener Flächen großräumig vernichtet. Sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf das Vorkommen einiger Arten sind mit hoher Wahrscheinlichkeit auch dem Klimawandel zuzuschreiben.


Amphibien (gebildet aus den altgriechischen Begriffen ἀμφί amphí = auf beiden Seiten und βίος bíos = Leben, wegen der unterschiedlichen Lebensräume der Larven und erwachsenen Tiere) sind durch schuppenlose, drüsige Haut ausgezeichnet. Die Hautdrüsen produzieren sowohl Schleim als auch giftige Sekrete zum Schutz vor Fressfeinden. In der Regel entwickeln sich Amphibien im Wasser aus Eiern (Laich) über eine geschwänzte, mit Kiemen ausgestattete Larvenform (Kaulquappe, Quappe) zum mit Lungen ausgestatteten adulten Tier, das zumindest zeitweilig am Land lebt.
Zeitlebens mit Schwanz ausgestatte Amphibien werden als Schwanzlurche bezeichnet. Hierzu zählen in Offenbach der Bergmolch (Ichthyosaura alpestris)[Bild1]und der Teichmolch (Lissotriton vulgaris). Im Landkreis Offenbach kommt selten noch der Feuersalamander (Salamandra salamandra) vor.
Von den im Adultstadium schwanzlosen Froschlurchen sind in Offenbach als häufigste Arten noch die Erdkröte (Bufo bufo)[Bilder 2,3,4] und der Grasfrosch (Rana temporaria)[Bilder 4,5] anzutreffen. Vom Klimawandel offensichtlich profitiert hat der Springfrosch (Rana dalmatina)[Bilder 6,7] der, vor 30 Jahren noch selten, heute schon fast genau so häufig wie der Grasfrosch zu finden ist. Dagegen ist der an eher kühlere Lebensräume angepasste Moorfrosch (Rana arvalis), der bis 2004 im Bieberer Wald noch vereinzelt zu finden war, inzwischen wahrscheinlich ausgestorben. Die im Rumpenheimer Mainbogen noch in den 1980er Jahren anzutreffende Kreuzkröte (Epidalea calamita) muss, wegen Verlusts ihrer zur Larvalentwicklung notwendigen warmen Kleingewässer, ebenso als ausgestorben betrachtet werden. Ob die im Jahr 2004 in einem Folienteich in einer Bieberer Kleingartenanlage durch mehrere Kaulquappen nachweisbare Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) heute noch bei uns vorkommt, ist durch Nachsuche zu klären.
Eine Besonderheit in biologischer Hinsicht stellt der grün, braun, schwarz und gelb gefleckte  „Wasserfrosch" (Pelophylax „esculentus")[Bild 8] dar. Es handelt sich nämlich um die Kreuzung der beiden Arten Seefrosch (Pelophylax ridibundus) und Kleiner Teichfrosch (Pelophylax lessonae). Obwohl der „Wasserfrosch" fast ganzjährig im Wasser lebt, ist er sehr wanderlustig und taucht daher oft ganz überraschend in erst neu entstandenen Gewässern auf.


Die Reptilien (lateinisch reptilis = kriechend) sind durch schuppige, trockene Haut ausgezeichnet. Auch sie pflanzen sich mit Eiern fort, aus denen jedoch sofort voll entwickelte Jungtiere schlüpfen. Da die festen Hautschuppen nicht mitwachsen, müssen Kriechtiere ihre Schuppenhaut mit zunehmendem Wachstum immer wieder durch Häutung erneuern, indem sie unter der alten Haut eine neue, zunächst noch weiche, größere Haut entwickeln, die auf die erforderliche Größe gestreckt wird, sobald die gelockerte alte Haut abgestreift ist. Von den verschiedenen zu den Reptilien zählenden Ordnungen sind bei uns lediglich die Echsen mit den 3 Eidechsenarten Zauneidechse (Lacerta agilis), Waldeidechse (Zootoca vivipara)[Bild 9] und, seit mehreren Jahren, durch die Mauereidechse (Podarcis muralis) sowie die beinlose Blindschleiche (Anguis fragilis)[Bild 10] vertreten. Ihre Bestände sind jedoch, abgesehen von der durch den Klimawandel geförderten Mauereidechse, die entlang der Eisenbahndämme neue Lebensräume erschlossen hat, durch die o.g. Faktoren stetig in Gefahr.

Ob die unsere einzige „Echte Schlange", die Schlingnatter (Coronella austriaca) im lichten südlichen Stadtwald noch vorkommt, ist derzeit nicht sicher.


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