Fossilien in der Rhein-Main-Region
von Wolfgang Ott:
Fossilien führende Gesteinsschichten bilden im Rhein-Main-Gebiet weitflächig den vorquartären Untergrund. Dieser kann durch Baustellen als Fenster in die Erdgeschichte vorübergehend zugänglich sein. Es sind dies vor allem Ablagerungen aus der Tertiärzeit, als wiederholt großräumige Gewässer über längere Zeiten hinweg die Region überflutet hatten. Die ältesten Tertiärfossilien aus den im "Hanauer Becken gelegenen Stadtgebieten von Offenbach und Frankfurt stammen aus den etwa 30 Millionen Jahre alten Sedimenten eines Meeres; dieses reichte im Westen bis nach Bad Kreuznach. Die weitaus meisten Tertiärfossilien finden sich in Ablagerungen von brackigen Gewässern aus einer Zeit vor etwa 18 bis 28 Millionen Jahren.
An Megafossilien sind es im Tertiär überwiegend Mollusken in einer zumeist artenarmen Fauna. Unter den Mikrofossilien sind die artenreichen Foraminiferen oder Kammerlinge [linkes Bild, aus der S-Bahn-Baustelle Offenbach von 1992, Bodenheim-Formation (frühere Bezeichnung Rupelton, Alttertiär). Maßstabsbalken 0,5mm-wo] und Ostrakoden (Schalen von Muschelkrebsen) am häufigsten. Besondere Raritäten unter den Tertiärfossilien sind vollständig überlieferte Fischskelette [mittleres Bild, Barsch (Morone aequalis), Wiesbaden-Formation (frühere Bezeichnung: Untere Hydrobien-Schichten, Jungtertiär), Fundort: Baustelle der B3a bei Frankfurt-Berkersheim, 1987-wo].
Erheblich jünger mit etwa zwei Millionen Jahren ist die Blätterflora, wie sie in jüngerer Zeit bei Frankfurt-Schwanheim geborgen wurde. Deren stratigraphische Stufe, das sogenannte Gelasium, wird nach der neuesten Abgrenzung nicht mehr in das Tertiär, sondern in das Quartär gestellt.
Beträchtlich ältere Fossilien aus dem Erdaltertum sind in den im Rotliegend (Perm) abgelagerten "Plattenkalken" des Sprendlinger Horstes enthalten. Diese treten nördlich von Dreieich-Götzenhain zu Tage. Es sind dies 290 Millionen Jahre alte Belege vor allem von Wirbeltieren, nämlich von Knochenfischen, Haien und salamanderähnlichen Kleinsauriern [rechtes Bild: Branchiosaurier (cf. Melanerpeton gracile), „Langen-Schichten" (höheres Rotliegend, Perm), Fundort: Feld bei Dreieich-Götzenhain, 2003-wo], die in einem Süßwassersee lebten.